Geschichte
Historisches
Frühgeschichte
In römischer Zeit lag unser Jurawinkel im Bann der beiden römischen Villen im Attisholzwald in Flumenthal und in der Scharlenmatt. Funde, auch aus neuster Zeit belegen, dass auch diese beiden römischen Villen in der Region ihre Vorgänger als Kult- und Wohnstätten hatten. Erinnert sei hier nur an den Freistein in Attiswil, der in keltischer Zeit Opfer- und Richtstätte war oder eben das genannte Gebiet der Scharlen (keltisch = Grenzland).
Der Dorfplan von Hubersdorf enthält Spuren der einstigen Limitation zur Zeit der Römer. Diese teilen das Land in gleichmässige Vierecke von 200 Joch oder 54 Hektaren ein, die durch gerade Feldwege begrenzt wurden. Solch gerade und parallel verlaufende Linien (Decumani) weisen heute noch die nördliche Dorfgrenze, die Dorfstrasse von Hubersdorf und der Dietrichweg auf. Darauf stehen im rechten Winkel sogenannte Cardines – ein Beispiel dafür ist die Scheidwegen.
Der Ortsname geht auf die zweite alemannische Besiedlungswelle ums Jahr 600 zurück. Die Sippe des Huppold zog in die windgeschützte Talmulde hinter der Aaremoräne und rodete die Hänge des Siggerntälchens. In der Nähe der Schachenmühle fanden sich denn auch alemannische Kistengräber.
Die Siggern (keltisch: wasserarm) zweiteilt das Dorf für Jahrhunderte nicht nur aus der Vogelperspektive: Hier treffen Berg und Tal des Unteren Leberberg aufeinander, hier grenzt das alemannische Bistum Konstanz an das burgundische Lausanne/Genf. Erst die Brückenbauten des 18. Jhds. durch die Obrigkeit und das Dorf (Schachenmühle) gestalten das Siggerntal als eine Gemeinde. Erstaunlich auch, dass das Stoss-Hufmesser und der Kugelstern Teil des Dorfwappens sind und nicht die Brücken in dieser Siedlung – eine Frage, die eigentlich unsere Hobby-Historiker beschäftigen sollte.
Mittelalter
Die Geschichte der Herrschaft Balm ist eng mit dem Geschlecht der Freiherren von Balm verknüpft und damit auch mit dem Königsmord von Windisch am 1. Mai 1308. Zur Partei des Johann von Schwaben gehörend endete der Ritter Rudolf II im Kloster zu Basel, sein Schwager Rudolf von Wart wurde als Königsmörder 1308 auf dem Rad hingerichtet. Die Herrschaft Balm, mit ihren Dörfern Balm, Günsberg, Niederwil, Hubersdorf und Flumenthal, gelangte nach etlichen Umwegen im Zuge der Güterkonfiszierung nach der Mordtat nach und nach unter die Herrschaft der Stadt Solothurn - für 220 Gulden schlussendlich. Am 10. Mai 1411 bestätigte König Sigmund der Stadt die hohe Gerichtsbarkeit. Ab 1487 waltete der Vogt der Vogtei Flumenthal über die alte Herrschaft Balm.
Dorfwirtschaft: Im Dorfleben spielten Säge und Mühle eine wichtige Rolle – davon zeugen heute noch die Wasserrechte der Familie Studer in der 'Schachenmühle', deren Rechte im ganzen Quartier heute noch grundbuchrechtlich verankert sind. 1553 schenkte der Rat dem Wirtshaus zu Hubersdorf ein farbiges Glasfenster mit Stadtwappen. Die Landwirtschaft lief nach den überlieferten Regeln der Dreifelderwirtschaft. Um das Dorf legte sich der Grüngürtel der Matten, daran schlossen sich die drei Zelgen der Winterfrucht mit Dinkel und Roggen und der Sommerfrucht mit Hafer und Gerste und das Brachland. Die Getreidezelgen waren in ebenso viele Bodenstreifen eingeteilt wie es Bauernbetriebe gab. Wie auch in Gotthelfs 'Ueli der Pächter' beschrieben, wurden von der Brache, unter der Obhut der Bäuerin liegend, Streifen von Pflanzland abgetrennt, sogenannten Beunden, auf welchen Hanf und Flachs, Wicke, Hirse, Bohnen, Erbsen, Fenchel und später Kartoffeln angebaut wurden. Auf der Brache und der Allmend weidete das Vieh den ganzen Sommer unter Obhut eines Hirten unterfreiem Himmel. Der Übergang von der Dreifelderwirtschaft zur Wechselwirtschaft von Getreide, Grasland und Hackfrüchte zog sich weit ins 19. Jh. hinein.
Neuzeit
Mit der Mediationsakte von 1803 geht Vogtei und Gericht von Flumenthal auf den neu gegründeten Bezirk Lebern (in 10 Bezirke gliedert sich der Kanton; 2 Bezirke bilden eine Amtei) über; 1830 werden die Befugnisse der Amtei Solothurn-Lebern definiert und 1837 tritt das Gesetz über die Waldzuteilung der Gemeinden in Kraft.
Wirtschaft- und Sozialgeschichte: In der zweiten Hälfte des 19. Jh. kämpft die Landschaft um Solothurn mit denselben Problemen wie die gesamte Schweiz: Überbevölkerung, Armut und beginnende Industriealisierung. Schon 1854 wird dem Hubersdorfer Jakob Wyss und seiner Familie Fr. 500.-- bezahlt für ihre Reise nach Übersee. Um 1880 verlangte das Bürgerspital Fr. 1.50, die Heilanstalt Rosegg Fr. 1.-- für die Verpflegung eines Patienten pro Tag – Beträge, die die hiesigen Gemeindekassen schwer belasteten. Zahlreich müssen die Gutscheinabgabe für Milch, Mehl und Brot sowie ärztliche Besuche durch die Gemeinde nach der Trockenperiode von 1893 gewesen sein. Anders als es Gotthelf in der Bettlergemeinde beschrieben hat muss es den zahlreichen Pflegekindern durch die Unterstützung des Bezirksarmenvereins ergangen sein. Der Unterschied liegt aber eher in der doch offenen Geisteshaltung des Mittellandes als in der grösseren Unterstützung durch die offiziellen Behörden.
Hubersdorf blieb wie der ganze Untere Leberberg ein Bauerndorf. Die Gründung der Milchgenossenschaft von 1877 ist eher eine Trendmeldung als der Aufbruch zu neuen Ufern. Der Einzug des Telefons 1907 und die Elektrifizierung von 1913 zeigen denn auch deutlich, dass man hier in Hubersdorf in einer Gegend zuhause ist, der keine Vorreiterrolle in der Gesellschaftsentwicklung zukommt. Als am 9. Januar 1918 die Niederbipp-Solothurn-Bahn zum ersten Mal ihren Weg durch Riedholz und Flumenthal nimmt und, trotz den Bemühungen der Gemeinde, direkt nach Attiswil fährt, ist die (Wirtschafts)Geschichte des Dorfes für das 20. Jhd. geschrieben: Hubersdorf bleibt vorerst ein Bauerndorf und entwickelt sich zur Wohngemeinde, deren Erwerbstätige, wenn sie nicht einen der verbleibenden Höfe bewirtschaften, in der Atisholz, der Sulzer oder 'beim' Glutz etc. ihrer Arbeit nachgehen. Die Anzahl der Beschäftigten in der Grossindustrie der Region macht das Dorf denn auch abhängig vom Wirtschaftwachstum dieser Unternehmen – wen wundert es, dass die Gemeinde bis in die 80er Jahre des Jahrhunderts am Finanztropf des Kantons hängt.
Erst mit dem ausgehenden 20. Jh., mit der ganzheitlichen Betrachtungsweise von Leben und Arbeit, mit der gesellschaftlichen Gewichtung der Mobilität, des Bildungsgedankens und der Sicherheit ist das Gesicht der Gemeinde ein anderes. Die Nachteile des 20. Jh. – an keiner Verkehrsachse gelegen, keine Industrieansiedlung, keine Arbeitsplätze im Dorf – gereichen der Gemeinde heute zum Vorteil. Als Standortgemeinde des Zweckverbandes "Gemeinsame Schule Unterleberberg" können unsere Kinder ihre obligatorische Schulzeit im Dorf verbringen; der offizielle Charakter als Wohngemeinde lässt das Dorf planbar wachsen, lässt damit ein transparentes Finanzmanagement zu und ermöglicht die Werterhaltung der Infrastruktur in einem für alle annehmbaren Rahmen; die öffentliche Sicherheit ist durch die landschaftliche Einbettung gegeben, durch die Überschaubarkeit der Region und in der Zusammenarbeit mit der Stadt im Rahmen des Bevölkerungsschutzes.